Beschreibung
Bei dem alten Herrenhaus in einer der feineren Gegenden Glasgows angekommen, ahnt Rilke, dass er diesmal einen Haupttreffer gelandet hat. Mr. McKindless, Hausherr des noblen Anwesens, hat das Zeitliche gesegnet und seine Schwester drängt nun den schwulen Mitarbeiter von „Bowery Auctions“, die kostbaren Antiquitäten möglichst schnell zu versteigern. Rilkes Nachforschungen im Hause führen ihn ins Allerheiligste, das verschlossene Arbeitszimmer des Toten unter dem Dachboden. Was der Nachlassspezialist in McKindless‘ geheimem Reich zu sehen bekommt, lässt ihm allerdings die Augen übergehen.
Kein Wunder, dass Roddy McKindless gerne in aller Abgeschiedenheit studierte. Rilke stößt auf kostbare pornografische Erstausgaben, sowie ältere Fotografien, die den Verblichenen im Clinch mit blutjungen nackten Mädchen zeigen. Doch erst, als er auf eine fürchterliche Serie von Fotografien stößt, die den gewaltsamen Tod einer gefesselten und gefolterten Frau präzise dokumentiert, erwacht der Schnüffler in Rilke.
Welch perfekt konfektionierte, schnörkellose Thrillerware herauskommen kann, wenn man ein creative writing-Studium absolviert hat. Schleichend zupackender Plot, farbig durchgezeichnete Charaktere und -- liebe Louise, immer daran denken: Bevor der Leser wegzudämmern droht (was in Ihrem Falle garantiert nicht vorkommen dürfte), bitte zögern Sie nicht, auf halber Romanstrecke eine deftige schwule Liebesszene einzubauen. Die passt zwar irgendwie nicht zum Rest, lässt aber in ihrer vaselineschlüpfrigen und ringmuskelgenauen Detailfreudigkeit selbst Heteros garantiert überschäumen.
Doch schon tickt sie weiter, die literarische Präzisionsmaschinerie, die den Leser wie auch Rilke immer tiefer hinunterzieht in die düstere Gegenwelt der nebligen Rotlichtbezirke Glasgows. Welsh präsentiert ein bizarres Kaleidoskop an Schattengestalten der Drogen-, Porno-, Schwulen- und Mädchenhändlerszene, die den schweigsamen Auktionator bis zur absolut überraschenden Schlusswendung auf die ersehnte Spur setzen. Die Leser auf der Insel waren begeistert von diesem Erstlingswerk. Und tatsächlich -- mit ihrem stets desolat wirkendenen Helden Rilke, dem etwas anderen Auktionator, könnte Louise Welsh einen echten Serienstar geboren haben. --Ravi Unger
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